Kieferorthopädische Behandlungen werden meistens in jungen Jahren vorgenommen, grob zwischen 10 - 14 Jahren. Das liegt daran, dass die kieferorthopädischen Einflussmöglichkeiten in dieser Phase des Wachstums, dem pubertären Wachstumsspurt, am größten sind. In diesem Blogpost erfährst du, bis wann und wie der Kiefer wächst. Außerdem erklären wir dir, was das Kieferwachstum und das Wachstum des Gesichtsschädels mit der Kieferorthopädie zu tun haben.
Überblick
Warum sind Kieferwachstum und Kieferorthopädie so eng miteinander verbunden?
Wenn du Zahn- und Kieferfehlstellungen beseitigen willst, begibst du dich zunächst einmal in kieferorthopädische Behandlung. Bist du als Patient dabei noch in einer Wachstumsphase, wird diese zugunsten des gewünschten Ergebnisses genutzt.
Während der Kiefer und der Gesichtsschädel wachsen, ist viel in Bewegung. Es ist nur logisch, dass die Kieferorthopädie in diesem Zeitraum auch am meisten bewirken kann.
Eine passende Wahl des Behandlungszeitpunktes zum Beispiel mit einer festen Zahnspange ist daher sehr wichtig, um Zahn- und Kieferfehlstellungen erfolgreich zu beheben.
Wie lange wächst der Kiefer?
Als Richtwert, der individuell abweichen kann, dient die wissenschaftliche Basis. Der menschliche Kiefer wächst bei Mädchen bis zum 16./ 17. Lebensjahr. Bei Jungen dauert das Wachstum etwa bis zum 17./ 18. Lebensjahr an.
Selbstverständlich sind das nur Durchschnittswerte und es kann individuelle Unterschiede geben. In der Phase des sogenannten pubertären Wachstumsspurts erzielt eine kieferorthopädische Behandlung in der Regel die größten Erfolge.
Während dieses Übergangs vom Kindes- zum Jugendlichenalter, das heißt mitten in der Pubertät, findet ein regelrechter Sprint beim Wachstum statt. Innerhalb dieser zwei Jahre nutzt die kieferorthopädische Hauptbehandlung das Kiefer- und Gesichtsschädelwachstum optimal aus.
Auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wann dieser pubertäre Wachstumssprint erfolgt. Bei Mädchen beobachtet man den Spurt oft zwischen 11 und 14 Jahren, bei Jungen eher zwischen 13 und 16 Jahren.
Sind alle bleibenden Zähne durchgewechselt und man merkt dem Kind den Wechsel in die Pubertät bereits an, ist das ein Indiz dafür, dass der ideale Zeitpunkt für die kieferorthopädische Behandlung sogar bereits früher einsetzen kann.
Insgesamt beobachtet die Fachwelt, dass der pubertäre Wachstumssprint heutzutage bereits früher einzusetzen scheint, als es noch vor einigen Jahrzenten der Fall war.
Nachdem der Kiefer und das Skelett im Alter von 16 bis 18 Jahren tendenziell ausgewachsen sind, finden im Laufe des Lebens weitere tertiäre Wachstums- und Umbauprozesse statt.
Das Ausmaß der stattfindenden Bewegung im Kiefer im späteren Alter fällt allerdings viel geringer aus als noch in der Pubertät und betrifft oft die Vorderzähne, die manchmal beginnen, sich wieder ungünstig zu verschieben.
Auch hier können wir kieferorthopädisch sehr zielgenau und vorhersagbar tätig werden und die Zähne wieder gerade stellen.
Wann und wie wird die Kieferchirurgie in die kieferorthopädische Behandlung integriert?
Zunächst mal: Kieferchirurgie, dass sind nicht wir sondern das sind spezialisierte Fachkollegen, die sowohl als Ärzte, als auch als Zahnärzte ausgebildet sind und die Operationen im Krankenhaus durchführen.
Beispielsweise in Fällen von Anomalien des progenen Formkreises, wo der Unterkiefer zu stark nach vorne gewachsen ist, bzw. der Oberkiefer im Wachstum gehemmt war, kombiniert man kieferorthopädische mit kieferchirurgischen Maßnahmen.
Stellt man eine solche, sehr ausgeprägte Kieferfehlstellung im Alter von 12 bis 13 Jahren fest, beginnt man nicht wie üblich direkt mit der Therapie, sondern wartet zunächst das noch kommende Wachstum bis zum 16./17. Lebensjahr ab.
Da sich während des pubertären Wachstumssprints die Fehlstellung des progenen Formkreises unter Umständen noch stärker verschlechtern könnte, und man absieht, dass eine reine KFO-Behandlung nicht alleine zum Ziel führt, startet man die eigentliche, kombinierte kieferorthopädisch-kieferchirurgische Behandlung erst später.
Dies wird vom Kieferorthopädischen Behandler mit dem Hauszahnarzt, dem Kieferchirurgen und den Eltern/bzw. Patienten bei der ersten Vorstellung des Patienten mit 12 bis 13 Jahren abgesprochen und geplant. Es folgt dann eine kieferorthopädische Ausformung der Zahnbögen (eine sogenannte “Dentale Dekompensation der skelettalen Fehlstellung) mit ca. 16 Jahren.
Etwa im Alter von 17,5 Jahren wird die Kieferfehlstellung dann operativ behoben, und das kieferorthopädische “Feintuning” schließt sich an.